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letzte Änderung: 26. Dezember 2003

Zur Postgeschichte in Rodenberg - von den Anfängen bis zur Preußenzeit

(Auszug aus einer postgeschichtlichen Heimatsammlung über Rodenberg - zusammengestellt von Heinz K. Selig , Ludwigsburg - August 1999)

1. Rodenberger Postexpedition

Zur Sicherung der kurhessischen Herrschaftsrechte in der Grafschaft Schaumburg wurde im Rahmen der Postverbindung Cassel (Kassel) - Bremen, dem sogenannten „Bremer Cours“, in Rodenberg im Jahre 1737 eine hessische Postexpedition eingerichtet.

Die Postexpedition wurde von der Familie Noope bis 1790 betrieben. Erster Postexpediteur (1737 bis 1770) war Anton Heinrich Noope; danach folgte als Postverwalter Bories Ludwig Noope (1771 bis 1788) und schließlich Anton Heinrich Noope (1788 bis 1790).

Ab 1791 übernahm der Rodenberger Amtsvogt Heinrich Christian Mirbach in seinem Hause in der Langenstraße 56 das Amt des Postverwalters. 1787 wurde auf Geheiß des Landgrafen von Hessen in Nenndorf, wenige Kilometer von Rodenberg entfernt, ein Badehaus gebaut. Bereits 1790 beherbergte Nenndorf 420 Badegäste. Nenndorf hatte zunächst kein Postbüro. Diese Badegäste, meist hochgestellte Persönlichkeiten des Landes Hessen und Mitglieder der angrenzenden Fürstenhäuser, erbrachten ein Postaufkommen, das das von Rodenberg überstieg. So wurde die Post vom nahegelegen Rodenberg nach Nenndorf gebracht und von dort entgegengenommen. Zeitweise wurde sogar das Postbüro nach Nenndorf verlegt.
Am Mittwoch und Samstag wurden die Postbeutel aus Obernkirchen und Nenndorf in Rodenberg ausgetauscht. Die Dienstmagd des Amtsvogts und Postverwalters trug die Post aus.

Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts wurde zur Hilfe bei der Austaxierung von Briefen der Herkunftsort handschriftlich vermerkt (z. B. „v. Rodenberg“ oder „de Rodenberg“).

Hessische Postexpedition
Hess.
handschriftliche Ortsangabe
handschriftliche Ortsangabe individuell - 1802 - Tinte

2. Postexpédition Rodenberg im Königreich Westphalen (1809 - 1813)

Trotz einer Neutralitätserklärung des Kurfürsten von Hessen besetzten 1806 französische Truppen das Land. Napoleon verschaffte so seinem jüngsten Bruder Jerome die Königskrone eines aus Hessen und den angrenzenden Gebieten zwischen Werra, Weser und Elbe zusammengesetzten Königreiches. Rodenberg wurde Cantonsstadt im Distrikt Rinteln im Weser Department. Mit der Abtretung der nördlichen Gebiete an Frankreich fiel der Canton Rodenberg ab 1. August 1810 zum Allerdepartment und ab 20. November 1812 zum Department Leine.

Unter französischem Einfluß kam es zu einer grundlegenden Neuordnung des Postwesens. Mit dem Dekret vom 11. Februar 1808 wurde in Kassel eine "Generalverwaltung der Posten, Extraposten und des Postfuhrwesens" errichtet. An der Spitze der Rodenberger Postexpédition stand der Éxpediteur Christian Ludwig Mirbach. Die Einführung des ersten Poststempels zur Kennzeichnung des Aufgabeortes fällt in die Zeit der fränzösischen Besetzung. Der Schriftzug wurde in Versalien abgeschlagen. Der Rodenberger einzeilige Ortsstempel (L1) hat die Maße 42x4,5 mm.

Postexpédition Rodenberg im Königreich Westphalen(1809 - 1813)
W1
Der Rodenberger einzeilige Ortsstempel
L1 42x4,5 mm 1809 - 1813 schwarz

3 Fürstlich Hessische Postexpedition Rodenberg (1813 bis 1867)

3.1 Vormarkenzeit (1813 bis 1851)

Nach den Befreiungskriegen und der Rückeinsetzung des Fürsten von Hessen wurde ab 1816 die Post des Fürstentums als Lehen an Thurn und Taxis vergeben.

Fürstlich Hessisches, ab 1816 Thurn und Taxisches Postamt Rodenberg
W1 NV
W1 NV
L1 42x4,5 mm 1813 - 1820 schwarz
T&T 1a
T&T 1a
L2 ohne Jahreszahl 36x14 mm 1820 - 1841 schwarz
T&T 1b
T&T 1b
L2 ohne Jahreszahl bis 42x14 mm nachgewiesen in 1832; 1839 schwarz
T&T 2
T&T 2
L2 42x14 mm - 1849 - schwarz
T&T 3
T&T 3
EK 4 z ø24 mm 1850 - 1852 schwarz

Auch nach der Wiederherstellung der alten Macht bliebt der Amtsvogt Ludwig Christian Mirbach (* 13. Februar 1764; † Ende März 1826) als Postverwalter im Amt. Sein Nebenverdienst aus der Postexpedition in Rodenberg und in Nenndorf betrug 270 Thaler.

Im Jahre 1834 kam es durch Preußen zu einer Reorganisation seiner Postlinien zwischen Berlin und Minden. Ursache für diese Veränderung waren die neuen Verkehrsströme durch den Ausbau von Eisenbahnstrecken. Der bisherige preußische Postweg zwischen Berlin und Minden verlief seit 1754 über den mit Hessen verabredeten Weg Hildesheim - Hessisch-Oldendorf - Minden. Über diesen Postweg schloß Preußen mit Kurhessen einen Nutzungsvertrag. Nachdem die Magdeburg - Mindener Bahn bis Hannover fertig war, führte zwischen Hannover und Minden der direkte Weg über die Straße durch Nenndorf. Nenndorf lag aber wie auch Hessisch-Oldendorf auf Kurhessischem Gebiet.

Der Verlegung der Linie Hildesheim - Hess.-Oldendorf - Minden auf die Linie Hannover - Nenndorf - Minden stimmte Thurn und Taxis zunächst nicht zu. Erst im Mai 1844 kam es zu einer Einigung zwischen dem Generalpostmeister Schmücker auf seiten Preußens und von Dörnberg von der Thurn und Taxischen Postverwaltung. Der sogenannte „Nenndorfer Vertrag“ stellte eine allgemeine grundsätzliche Richtschnur für viele folgende Verträge zwischen den Staaten auf, wonach „jederzeit die beliebige und uneingeschränkte Benutzung der schnellsten Beförderung darbietenden Weges genommen werden konnte.“

Ende März 1826 verstarb Ludwig Christian Mirbach. Sein Nachfolger wurde sein Sohn Ludwig Arnold Mirbach, der aus der Ehe mit Christiane Mirbach hervorging. Mirbach jun. wurde als Post-Adjunktus angestellt.
Da das Postaufkommen von Nenndorf während der Kurzeit größer war als das von Rodenberg, wurde jährlich vom 15.6. bis 15.9. die Postverwaltung von Rodenberg nach Nenndorf verlegt.

Nach dem Tode seines Vaters übernahm der Post-Adjunktus Ludwig Christian Mirbach dessen Stelle.

3.1.1 Verkehrssituation und Postlinien im Raume Rodenberg (1829 - 1847)

Verkehrssituation und Postlinien im Raume Rodenberg (1829 - 1847)
1829 berührten Rodenberg/Nenndorf folgende Postlinien:

Postlinie: Bückeburg - Stadthagen - Nenndorf - Hannover
Extra Post: Rodenberg - Nenndorf - Hannover
Extra Post: Rodenberg - Nenndorf - Neustadt
Botenpost: Rodenberg - Nenndorf

„Der Botengang zwischen Rodenberg und Nenndorf. Abgang aus Rodenberg täglich 8 Uhr morgens und 3 Uhr mittags. Abgang aus Nenndorf täglich 10 ¼ Uhr vormittags und täglich 4 ½ Uhr nachmittags.“
Der zweimal tägliche Botengang nach Rodenberg ermöglichte den Anschluß an das Thurn- und Taxissche Netz. Mit der Verbindung nach Hannover, Neustadt und Stadthagen der Königlich Hannoverschen Post erschloß sich die übrige Region postalisch.

Eisenbahnlinie Hannover - Minden (15. Oktober 1847)

Die Fertigstellung der Eisenbahnlinie Hannover - Minden zum 15. Oktober 1847 hatte für die Postversorgung der Region Rodenberg/Nenndorf große Auswirkung.
Zunächst wurde ein neuer Postkurs (Fahrpost) zwischen Rodenberg über Nenndorf nach Haste, des Haltepunktes der Hannoverschen Staatsbahn in der Grafschaft Schaumburg, eingerichtet. So konnte die Postversorgung durch die Eisenbahn für Brief- und Paketpost realisiert werden.

Bahnpoststempel der Strecke Hannover - Minden
DS
Bahnpoststempel DS
L1 10x3 mm ?? - 1852 - ?? schwarz
1
Bahnpoststempel 1
L3 20x14 mm - 1851 - 1875 - schwarz blau
2
Bahnpoststempel 2
L3 20x14 mm - 1851 - 1875 - schwarz blau

Die preußischen Reit- und Fahrpostlinien (auch die Linie Hannover - Nenndorf - Minden) wurden eingestellt. Preußen zog sich aus der gesamten Region postalisch zurück (z.B. Aufgabe des Preußischen Postamts in Bückeburg; am 1. Mai 1848) und überließ Thurn u. Taxis das gesamte Postaufkommen.

Thurn u. Taxis konnte Wagen von der Staatsbahn gegen Nutzungsgebühr zur Verfügung gestellt bekommen. Thurn und Taxis mußte dafür pro Achse und Meile 24 Sgr. bezahlen. In der Regel wurden bei täglich zwei Zügen in jede Richtung Räume von je 1 ½ Achsen benutzt.
Andererseits erhielt Thurn und Taxis wegen der Transitnutzung über das Lehensgebiet von Preußen und Hannover einen Ausgleich (lt. Vertrag zwischen Preußen, Hannover, Kurhessen und Schaumburg-Lippe als „Recognition den Betrag von sechs Gutegroschen für jeden transitierenden Eisenbahn-Postwagen auf jede innerhalb der Kurhessischen und Schaumburg-Lippischen Strecke der Eisenbahn zurückgelegten Meile, ...“ - 4. Dezember 1845).

3.2 Markenzeit (1852 bis 1867)

Ein neuer Abschnitt in der Postgeschichte wurde durch den Einsatz von Freimarken eingeleitet. Ihre Entstehungsgeschichte fiel in das Jahr 1851. Ende 1851 bekamen die Postbeamten die Freimarken ausgeliefert, deren Gültigkeit am 1. Januar 1852 begann. Für das Gebiet mit Thalerwährung wurden zunächst vier Marken (1/2, 1, 2 und 3 Sgr., später dann noch 1/4 und 1/3 Sgr.) verausgabt.
Die Entwertung der Freimarken erfolgte in Rodenberg zunächst mit dem 1K4Z „RODENBERG / Tag / Monat / Jahr“ ( EK 4z; Æ 24 mm) aus vorphilatelistischer Zeit ; ab ca. Mai 1853 mit dem Vierringstempel „59“ für Rodenberg.

Thurn und Taxissches Postamt , ab 1. Juli 1867 Preußisches Postamt Rodenberg
T&T 3 NV
T&T 3 NV
EK 4 z ø24 mm 1852 - 1858 - schwarz grün blau
T&T VR
T&T VR
VR ø25 mm 1853 - 1867 schwarz grün blau
T&T 4
T&T 4
EK 4 z mit Zierbalken ø20 mm -1860 - 1871 - schwarz

3.3 Thurn und Taxissches Postamt der Preußischen Administration

Im Verlauf des Krieges zwischen Preußen und Österreich um die Vorherrschaft in Deutschland kam es zur Besetzung Frankfurts und der Einsetzung einer preußischen Administration über die fürstlichen Posten am 21. Juli 1866. Für die Kontrolle und Oberleitung der Posten der durch Preußen okkupierten Gebiete wurde der königlich preußische Geheime Postrat Heinrich von Stephan eingesetzt.

Unter Preußischer Administration kam es für das Thurn und Taxissche Gebiet ab 31. August 1866 noch einmal zu einer Markenausgabe, die für das Talerwährungsgebiet die Portostufen 1/4 Sgr., 1/3 Sgr., 1/2 Sgr., 1 Sgr., 2 Sgr. und 3 Sgr. vorsahen - Die Ausgabe dieser Marken unterschied sich farblich von der Ausgabe 1865 nicht, lediglich Druck und Durchstich der Marken erfolgten in einem Arbeitsgang, so daß Marken sich sauber einzeln trennen ließen.
Da Preußen ebenfall wie Thurn u. Taxis zur Markenentwertung Vierringnummernstempel verwendete, wurden im Thurn- u. Taxisgebiet mit Beginn der Preußischen Administration nun die Ortsstempel teilweise zur Markenentwertung benutzt.

4. Preußisches Postamt Rodenberg

Aufgrund des von Preußen ausgeübten politischen Drucks kam es zwischen Thurn u. Taxis und Preußen zu einem Ablösungsvertrag. Preußen zahlte dem Hause Thurn u. Taxis eine Entschädigungssumme von 3 Millionen Talern. Das gesamte Postwesen ging am 30. Juni 1867 an Preußen über. Thurn u. Taxissche Marken verloren ihre Gültigkeit.
Für den Zeitraum 1. Juli bis 31. Dezember 1867 sind in Rodenberg Belege mit preußischen Marken und preußischen Administrationsscheinen möglich.

5. Verwendete Literatur

/1/   Probst, Erwin: Postorganisation; in Beiträge der Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Band 14, Hannover 1977

/2/   NN: Unser Schaumburger Land in Dokumenten; Rinteln 1979

/3/   Thole, Fritz: “Die hessische Reitpost Kassel - Bremen 1736 - 1847“; in Postgeschichtliche Blätter - Weser Ems; Bremen, November 1960, Heft 3, S. 49 ff.

/4/   Vogt, Horst Oskar u. Munk, Heinrich: “Der Amtsbereich des Postamts Wunstorf Entstehung und Entwicklung“, in Postgeschichtliche Blätter Hannover/Braunschweig, Heft 7, 1984

/5/   Claus Wichmann: “Die Post in Rodenberg“, in Ausstellungskatalog zur Robria `79. Rodenberg 1979

/6/   Löffler, Jens u. Janitz, Dirk: “Ein Abriß der Postgeschichte Rodenbergs“, in Ausstellungskatalog zur Najubria '83, Rodenberg 1983

/7/   Wichmann, Wöbbeking, Depping: “Die Poststempel Rodenbergs“, in Ausstellungskatalog zur Rang 3_Ausstellung 1974